Sehnsuchtsorte, Leidensorte - der Berg. Predigt zur Passionsandacht am 05.03.2024 in Pfarrweisach
Wieder nahm … der Teufel (Jesus) mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest. Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen. Darauf ließ der Teufel von ihm ab und siehe, es kamen Engel und dienten ihm. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift© 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart Sehnsuchtsorte, Leidensorte - der Berg. Predigt zur Passionsandacht am 05.03.2024 in Pfarrweisach Der Anblick hoher Berge beeindruckt mich im Urlaub immer wieder, sei es der Großglockner, der Dachstein oder die Zugspitze, sie alle flößen mir Respekt ein. Es kommt mir vor, als ob sie sich über mich lustig machen und sagen: „Na du Menschlein, kommt doch hoch, wenn du dich traust.“ Sie wissen genau, dass ich mich nicht traue. 440 m über den Meeresspiegel, das ist das Höchste der Gefühle. Etwa in dieser Höhenlage befindet sich die Altensteiner Kirche. Höher hinaus brauche ich nicht zu kommen. Trotzdem kann ich schon verstehen, dass die Berge in der Mythologie, in den Glaubensgeschichten der Menschheit eine besondere Rolle spielten. Das lag wohl vor allem daran, dass ihre Gipfel unerreichbar schienen. Oft sind sie ja durch Nebelwände oder Wolken unseren Blicken entzogen. Kein Wunder, dass die Gipfel deshalb zum Sitz der Götter erklärt wurden. Der Olymp beispielsweise. Hier residierten die 12 olympischen Gottheiten mit Zeus als dem Oberhaupt. Auch in der Bibel spielen die Berge eine bedeutende Rolle. Mose erhält die beiden Tafeln mit den 10 Geboten auf einem Berg. Er steigt alleine nach oben. Das Volk darf nicht einmal in die Nähe kommen. Wer den Berg berührt, ist dem Tod geweiht. Auch unser Evangelium führt uns an diesem Abend auf einen Berg. Jesus ist nicht freiwillig dort. Der Versucher hat ihn auf einen hohen Berg geführt, um dort erneut seinen Glauben auf die Probe zu stellen. Zweimal hat er es schon versucht. Zweimal ist er gescheitert. Auf dem Berg wartet die größte Herausforderung auf Jesus. Die Versuchung durch Reichtum und Luxus. Schließlich hat doch jeder seinen Preis, jedenfalls nach der Denkweise und Logik des Teufels. Auf dem hohen Berg, so weit entfernt von Freunden, von der Familie, vom täglichen Leben, zeigt ihm der Teufel, was sein könnte, wenn er nur einen kleinen Kniefall vor ihm wagte. Er zeigt ihm alle Länder der Welt mit ihren Reichtümern. „Dies alles schenke ich dir, wenn du mich anbetest“, flüstert er ihm ins Ohr. Warum auch nicht. Es muss ja außer den beiden niemand wissen, oder? Und was könnte man nicht alles Gutes tun, wenn man reich ist? Aber kann ein Leben, das auf ein Geschäft mit dem Bösen beruht, wirklich Gutes bewirken? Jesus weißt den Teufel zurück. Er muss sich zurückziehen, vorerst jedenfalls. Der Teufel verschwindet und die Engel kommen und versorgen Jesus. Der Berg der Versuchung, ein Leidensort, der zum Lebensort wird. Ein Leidensort wird er, weil da einer ist, der den Glauben Jesu auf die Probe stellt und so Leiden verursacht.Jesus hat gefastet, auf Essen und Trinken verzichtet. Ihn hungerte. Wenn man schwach ist, wird man anfällig. Das wusste der Versucher. Wenn man schwach ist, wird man verführbar. Wenn man dann noch die richtige Stelle erwischt, den Punkt im Leben, an dem man am verwundbarsten ist, hat der Versucher leichtes Spiel. Aber er hat Jesus unterschätzt. Unsere Sinne und Widerstandskräfte mögen geschwächt werden. Jesus hatte den Einflüsterungen widerstanden. Auch wird werden wohl immer wieder auf den Berg der Versuchungen geführt, mit oder gegen unseren Willen. Zum Leidensort wird unser Berg der Versuchung, wenn wir den Verlockungen erliegen, wenn wir eben einmal doch Fünfe gerade sein lassen und auf unsere Prinzipien pfeifen, weil die Verlockung zu groß war. Früher oder später werden wir dann die Folgen wahrnehmen müssen. Sie besteht in der Regel in dem Leid, das wir uns und anderen zufügen. Dann sehen wir Berge von Scherbenhaufen. Alles hat schließlich seinen Preis. Aber dieser Ort, unser Berg der Versuchung, kann auch für uns zum Lebensort werden, zum Ort, an dem die Engel kommen und uns versorgen. Das geschieht, weil wir von einer großen Hoffnung leben. Wir vertrauen auf die Nähe des Auferstandenen, der den Tod und mit dem Tod auch den Teufel für uns überwunden hat. Selbst die dunkelsten Orte tiefster Einsamkeit, Not und Schuld können sich in Lebensorte verwandeln, wenn wir an ihnen den Auferstandenen begegnen. Und wir dürfen darauf vertrauen, dass das geschehen wird, dass er kommt und unsere Leidensorte in Lebensorte wandelt, indem er uns heilt. Das wird dadurch möglich, weil sein eigener Weg ihn um unseretwillen auf einen anderen Berg geführt hat. Ich meine den Kalvarienberg, Golgotha, zu deutsch die Schädelstätte. So nennt man den Berg, auf dem das Kreuz stand, weil es angeblich die Form eines Schädels hatte. Das ist der letzte Ort der Versuchung und des Kampfes gegen das Böse. Doch Golgatha ist kein Ort der Niederlage, wie es zunächst scheint, sondern der Ort der Überwindung und damit auch der Heilung und deshalb Leidensort und Lebensort. In dem Moment, in dem Jesus seinen Todesschrei ausstößt und stirbt, lösen sich die falschen Götter des Olymp in Luft auf. Sie lösen sich auf, weil der Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat, aus der Höhe hinabgestiegen ist, ins menschliche Elend, in die Einsamkeit und Gottverlassenheit ihres Daseins, um all das in die Niedrigkeit des menschlichen Daseins hineinzutragen, was die Menschen verloren haben, den Himmel, das Leben, die Liebe. Leidensorte Jesu bedenken wir. Sie sind zugleich auch Lebensorte. Sie werden dazu, weil Jesus sie dazu macht. Wir waren in der Wüste und heben den Blick auf zu den Bergen, wie ein Psalmbeter sagt, genauer gesagt, wir erheben ihn zu dem einen Berg, auf dem das Kreuz steht. Dort sehe ich, warum Leidensorte zu Lebensorten werden. Das geschieht, weil Jesus am Kreuz die Arme ausbreitet, um mich aufzufangen und um mich zu tragen, wenn ich selbst nicht mehr weiter kann. Damit ich das glauben darf, hat der Gottessohn alle diese Orte durchlaufen, die man auf dieser Welt durchlaufen kann und manchmal auch durchleiden muss. Wenn ich mich auf dem Berg der Versuchung befinde, wenn ich den Versucher flüstern höre, darf ich hoffen, dass sich auch dieser Ort sich in einen Lebensort verwandeln, weil mir der Herr dort begegnen will, um mir in diesem Moment beizustehen. Amen. © Pfarrer Stefan Köttig, 6.3.2024
|
Leben in der fremden Heimat. Predigt über 1.Petrus 1,13-21 am Sonntag Okuli Darum umgürtet eure Lenden und stärkt euren Verstand, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch dargeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi. Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, in denen ihr früher in eurer Unwissenheit lebtet; sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. Denn es steht geschrieben: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.« Und da ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person einen jeden richtet nach seinem Werk, so führt euer Leben in Gottesfurcht, solange ihr hier in der Fremde weilt; denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. Er ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt war, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen, die ihr durch ihn glaubt an Gott, der ihn von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit gegeben hat, sodass ihr Glauben und Hoffnung zu Gott habt. Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Ich nehme gelegentlich an Besinnungstagen in kirchlichen Einkehrhäusern oder Klöstern teil. Wenn ich an der Pforte meinen Schlüssel bekommen habe, mache ich mich auf die Suche nach meinem Zimmer. Mit einer Portion Neugierde und Ehrfurcht im Herzen schreite dabei durch die langen Flure der ehrwürdigen Gemäuer, nehme die besondere Atmosphäre dieses Ortes in mich auf. Ich höre Stimmen von fern, das Klappern von Geschirr aus der Küche, manchmal auch Lieder oder Orgelklänge aus der Klosterkirche. „Hier werde ich also wohnen, wenn auch nur für ein paar Tage“, denke ich mir. Meine Unterkunft ist spärlich eingerichtet, ein Tisch und ein Stuhl, ein Schrank und ein Bett, vielleicht noch eine Ablage für Bücher und ein Kreuz an der Wand, mehr gibt es nicht. Das genügt für die kurze Zeit des Aufenthalts. Ich bleibe ja nicht lange. Und was ich brauche, habe ich. Wir bleiben nicht lange, ob das die Lebenshaltung der Menschen war, an die der erste Petrusbrief zunächst gerichtet war? Was brauchen sie für diese Zeit. Wie soll sie ausgefüllt werden? Der Absender unseres Briefes gibt den Christen Hinweise, die auch für uns interessant sind. Nüchtern und wachsam sollen sie sein. „Umgürtet eure Lenden,“ wird ihnen geschrieben. Die langen Gewänder, die damals getragen wurden, waren doch recht hinderlich. deshalb wurden sie beim Laufen mit einem Gürtel gerafft, hochgebunden. Wer gegürtet ist, ist bereit zum Aufbruch. So sollen wir leben in dieser Welt. Wie Menschen, die wissen, dass sie nur auf der Durchreise sind. Ich gebe zu, dass mich dieser Gedanke erschreckt. Ich mache genau das Gegenteil, wie sicher die meisten von uns. Ich richte mich ein in dieser Welt. Ich stelle Ansprüche. Mir genügt daheim nicht Tisch, Bett, Schrank und ein Bücherregal. Ich will es bequemer haben. Vieles nimmt mich in Anspruch und nimmt mich und mein Denken gefangen. Da sind die alltäglichen Pflichten, aufstehen, arbeiten, Geld verdienen, Steuern zahlen, zur Wahl gehen, wenn Wahl ist, und was halt sonst noch so zum Leben gehört, den Urlaub planen, ins Theater gehen oder in Konzert beispielsweise. Das ist mein Leben. Damit ich mich wohlfühle, brauche ich ein geordnetes Umfeld, das passende „Setting“ könnte man sagen, Familie, Freunde und so weiter. Das alles ist ja auch gut und schön. Das alles macht die Welt in der ich lebe zu meinem Zuhause. Es kann aber auch anders kommen. Das alles kann auch gefährdet werden oder zusammenbrechen. Eine Krankheit kann mich aus meinem Lebensrhythmus herausreißen. Vor kurzem erst hat eine weltweite Pandemie unser Land und die halbe Welt lahmgelegt. Man kann es aber auch ein paar Nummern kleiner haben. Das Vertraute kann fremd werden. Die Stimmung kann umschlagen. Aus Freunde können Feinde oder wenigstens Gegner werden. Das Leben kann ungemütlich werden. Misstrauen kann Beziehungen vergiften. Die Menschen, mit denen wir unseren Alltag verbringen, können sich von einem abwenden. Die Christen, an die sich unser Briefschreiber wendet, hatten das so erlebt. Es war der Glaube, der ihnen das Leben in ihrer Welt schwer gemacht hat. Die Umgebung, die Nachbarn und Freunde, teilten ihn nicht. Und der Staat auch nicht. Im Gegenteil. Die Christen waren ein Dorn im Auge. Schließlich wollten sie dem Kaiser nicht opfern. Er war ja kein Gott, obwohl er das behauptet hatte. Die Folge waren Anfeindungen und manchmal auch schon Übergriffe. Das verhieß nichts Gutes für die Zukunft. Wir leben wie Fremde in der Heimat, dachten sich die Christen. Wie gut, dass sie diesen Brief bekommen haben. Eine Reihe von Ratschlägen höre ich aus unserem Abschnitt. Sie wollten den Christenmenschen damals helfen, wie sie ihr Leben in dieser Fremde führen konnten. Und sie wollen auch uns zu Herzen gehen. Wir leben in einer anderen Zeit. Es geht uns in vielen Dingen besser als den Christen damals. Wir müssen keine Verfolgung fürchten. Trotzdem spüren wir eine beklemmende Veränderung. Nicht erst seit der Corona Pandemie leeren sich die Gotteshäuser. Viele Menschen wenden sich ab, weil sie den Kirchen nicht mehr glauben. Sie misstrauen vielmehr allem, was von kirchlicher Seite kommt. Es wird kalt in der Kirche, nicht nur, wenn die Heizung ausfällt. Kleinere Gemeinden müssen sich von ihren Kirchen trennen, sie schließen und verkaufen. Und auch die öffentliche Meinung wendet sich immer häufiger gegen christliche Inhalte, Symbole, Bilder. Denken wir nur an den Streit, ob ein Weihnachtsmarkt nicht besser Wintermarkt genannt werden soll. Wie sollen wir uns in einer zunehmend gleichgültigen und manchmal auch wachsend feindseligen Umwelt verhalten? „...setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi…“ lesen wir in unserem Predigtwort. Dieses Wort ermutigt uns, dass wir uns auf die Zukunft hin ausrichten. Wir leben in der Gegenwart. Aber unser Herz richtet sich aus auf die Zukunft. Die bringt uns den Herrn zurück. Er wird wiederkommen. Darauf sollen wir uns ausrichten. Hoffnung ist eine Haltung des Menschen. Sie ist auf Zukunft hin gerichtet. Welche Hoffnung habe ich also, wenn ich an die Zukunft denke? Worauf gründet t sich meine Hoffnung? Ich verbinde sie mit einem Namen, mit Jesus Christus und mit dem, was er uns ans Herz legt. In ihm wendet sich Gott den Menschen zu. Gnade ist in diesem Zusammenhang ein anderes Wort für Zuwendung. Gott wendet sich mir zu. Ich habe das nicht verdient, dass Gott sich mit mir abgibt. Diese Zuwendung ist ein Geschenk, ein Angebot. In ihr finde ich die Heimat, die mir die Welt nicht bieten kann. Bei Gott finde ich Geborgenheit in der Fremde. So entsteht ein neues Lebensgefühl. Bei Gott geborgen zu sein bedeutet, frei zu sein von Zwängen und Bindungen, die in dieser Welt bestehen. In unserem Abschnitt ist von den Begierden die Rede, denen man sich nicht hingeben soll. Wie missverständlich das klingt. Gemeint ist eine Lebenshaltung, die man eigentlich abgelegt hat, gemeint ist das alte Leben, das von heidnischen Denken geprägt war. Wenn mein Leben auf Jesus Christus ausgerichtet ist, auf seine Botschaft, auf seine Person, dann ist heidnisch alles, was gegen die Liebe spricht, die in Jesus Christus Gestalt angenommen hat. Heidnisch ist alles, was das Vergängliche zum Unvergänglichen erhebt, was das Vorläufige zum Endgültigen erklärt und damit zum Götzen macht, Geld zum Beispiel oder der Wahn, immer jung und gesund sein zu müssen, alles im Griff zu haben, immer der erste zu sein, immer vorne dran, immer oben auf zu sein. Es gibt so viele Beispiele für Haltungen, die gegen die Liebe sprechen. Aus welchen Bindungen müssen wir uns lösen, damit wir nicht diesen Begierden verfallen? Sicher muss das jeder für sich bedenken und zu einer eigenen Antwort finden. Vielleicht hilft uns das neue Selbstbewusstsein, zu dem wir berufen sind. Uns wird gesagt, dass wir frei sind. „... ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid ... sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.“ Dahinter steht das Bild vom Freikauf eines Sklaven, wie es damals üblich war. Nur, dass der Sklavenhändler nicht aus Fleisch und Blut ist. Es ist der Gott dieser Welt, der eben Silber und Gold und alles, was man damit erwerben kann, zum Maß der Dinge macht. Ihr seid frei gekauft, schreibt der Apostel. Nicht mit Gold oder Silber seid ihr freigekauft, sondern durch das Blut Christi. Ich verstehe die Worte aus dem 1. Petrusbrief nicht als Aufruf zur Weltflucht. Sie führt uns aber zu einer Neubewertung all dessen, was da ist und was uns prägt. Da bin ich wieder bei der Haltung. Wir sollen ein Leben in der Gottesfurcht führen. Gemeint ist ein Leben in der Ehrfurcht vor Gott. Um es mit der Auslegung Martin Luthers zum 1. Gebot im Kleinen Katechismus zu sagen: „Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.“ Gott über alle Dinge stellen! Das klingt gefährlich und es ist auch missverständlich, wenn wir Gott nicht in einem Atemzug nennen mit dem, der uns befreit hat, mit Jesus Christus. Gott fürchten und lieben, das geschieht nur dann in der richtigen Weise, wenn wir dem Gebot Jesu folgen und in der Liebe leben. Um zu verstehen, wie ein Leben in Gottesfurcht aussieht, wollen wir deshalb in Gedanken und mit unseren Herzen in den Saal eintreten, in dem Jesus mit seinen Jüngern das Brot gebrochen und in dem er seinen Jüngern die Füße gewaschen hat. „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, sagt er beim Abendmahl. Und als er den Jüngern die Füße wäscht, zeigt er ihnen die einem Jünger Jesu angemessene Lebenshaltung, er zeigt, wie Hingabe geschieht. Ein Diener steht nicht über seinem Herrn, das lässt er seine Jünger wissen. So ahnen wir, zu welchem Leben wir befreit sind und wozu wir bereit sind. Es ist das Leben, das der Liebe in dieser Welt Raum geben soll. „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe…“, sagt Jesus seinen Jüngern und heute sagt er es uns. Wir bleiben nicht lange, gewiss. Unser Aufenthalt in dieser Welt ist überschaubar. Deshalb sollen wir nüchtern sein, bereit zum Aufbruch und uns steht prüfen, in welcher Haltung wir leben. Umgürtet die Lenden. Seid bereit zum Aufbruch. Wer geht, kann aber Spuren hinterlassen für die, die zurück bleiben, die nach uns kommen. So wie die Klostermauern oft Spuren derer aufweisen, die lange vor uns hier gelebt, gebetet, geglaubt und manchmal auch gelitten haben. Es ist eine besondere Atmosphäre, die mich in diesen Häusern immer wieder berührt. Es ist der gelebte Glaube, der Spuren in der Welt hinterlässt. Ich wünsche mir, dass ich auch Spuren des Glaubens und der Hoffnung hinterlassen werde, wenn ich gehe. Ich wünsche mir, dass ich dann auch ein wenig von dem Licht abgegeben habe, an dem sich meine Seele wärmt, selbst in der Fremde. Ich wünsche mir, dass man die Spuren lesen kann, von der Liebe und dem Vertrauen, das ich mit dem Namen Jesu verbinde. Dazu sind wir aufgerufen. Die Welt ist nicht unser Zuhause. Aber die Welt braucht die Hoffnung, von der wir leben. Wir sollen sie mit ihr teilen. Dazu sind wir berufen. Und die Spuren, die wir hinterlassen, sollen hinweisen auf dem, der kommt. damit die Welt erlöst und aus der Fremde Heimat wird. Amen. © Pfarrer Stefan Köttig, 3.3.2024
|