"Gott nahe zu sein ist gut für mich ..."  Psalm 73,28


Das Mandala und die Meditation

Das Mandala ist Teil einer Wandverzierung, die ich in der Kairlindacher Pfarrkirche St. Kilian fotografiert habe, wo ich dreizehn Jahre lang Pfarrer war. Sollten Sie im Dekanat Erlangen leben oder der Nähe sein - besuchen Sie das Gotteshaus. Es lohnt sich.

Dieses Mandala ist Sinnbild für meinen geistlichen Weg. Mir ist bewusst, dass das Mandala seinen Ursprung im Buddhismus  und im Hinduismus hat. Ich bin Christ. Mein geistlicher Weg ist ein Weg zu und mit Christus.  Immer wichtiger auf diesem Weg wird mir die Stille, das Schweigen, das Schauen und Lauschen und Staunen, die Meditation. Das Mandala ist für mich also Symbol für Meditation. Ich übe sie jedoch im christlichen Kontext. Die Heilige Schrift bezeugt, dass Gott sich in dieser Welt nicht unbezeugt lässt. Doch Gott spricht mit leiser Stimme. Wir überhören sie oft. Das kontemplative Gebet - besonders das Jesusgebet ist für mich zum Weg des Schauens, Staunens und Anbetens geworden. Es nimmt einen wichtigen Platz ein im täglichen Leben.


Das Stundengebet als Gebet der Gemeinschaft

Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass man nicht allein ist beim Gebet. Gott hört mein Gebet, darauf vertraue ich. Und ebenso ist es mir ein Trost, zu wissen, dass ich Teil einer betenden Gemeinschaft bin. In meinem Fall ist das die Evangelische Michaelsbruderschaft, der ich angehöre. Das Tagzeitenbuch gibt meinem geistlichen Tagesablauf eine hilfreiche Struktur. Der "benediktinische" Rhythmus von Beten und Arbeiten, die heilsame Unterbrechung und das Nachsprechen vertrauter Worte, zum Beispiel aus dem Psalter, die Lesung der Schrift im Lauf des Kirchenjahres und auch das Einstimmen in bewährte Gebete tragen mich. Ein Rhythmus, der mir gut tut.


Die tägliche Schriftlesung

Liturgie, Gottesdienst und Schriftlesungen sind für mich neben dem Gebet Wege der Begegnung mit Gott. Er rührt mein Herz an im Schweigen und in der Anbetung (Kontemplation), spricht mich an in seinem Wort, das ich aufnehme, begegnet mir in der Liturgie des Gottesdienstes und dort vor allem im Heiligen Mahl. Die tägliche Schriftlesung ist für mich geistliche Wegzehrung, sie hilft mir, mit Gott im Gespräch zu bleiben. Die Bibel weist mir den Weg, stärkt mich, tröstet und ermahnt mich. Sie ist gewissermaßen das Gegenüber zum  Herzensgebet und zur wort - und gegenstandslosen Meditation. Auch die Lektüre der geistlichen Väter und Mütter, vor allem der Wüstenväter, möchte ich nicht mehr missen. 


Das Heilige Abendmahl als Wegzehrung

Das Abendmahl schätze ich als Feier der Danksagung und des Lobpreises (Eucharistie). Im Heiligen Abendmahl, in Brot und Wein kann ich sehen und schmecken, wie freundlich der Herr ist,  nehme ich Christus in mich auf. Ich feiere nicht allein Gottesdienst sondern in der “Gemeinschaft der Heiligen” - das sind die Menschen, die mit mir zum Tisch des Herrn gehen. Zugleich wird in der Feier die Verbindung mit denen aufrecht erhalten, die im Glauben vollendet sind, die vom Glauben zum Schauen gekommen sind. Kurz gesagt: hier verbinden sich Himmel und Erde.


Die Taufe - die Verankerung in Gottes Liebe

An meine Taufe kann ich mich nicht mehr erinnern. Kein Wunder. Ich wurde, wie die meisten von uns, als Säugling getauft - nur wenige Tage nach meiner Geburt. Das war damals so üblich. Inzwischen kann ich für mich annehmen, was ich gehört, gelesen und gelernt habe: Bevor ich etwas tun kann, hat Gott für mich etwas getan - er hat mich angenommen, ohne Wenn und Aber. Ich muss mir seine Zuwendung nicht erst verdienen.  Deshalb kann ich den Worten eines alten - leider nur sehr selten gesungenen - Liedes aus unserem Gesangbuch von Herzen zustimmen: "Lasset mich mit Freuden spreche: Ich bin ein getaufter Christ, / der bei menschlichen Gebrechen dennoch ein Kind Gottes ist. / Was sind alle Schätze nütze, da ich einen Schatz besitze, / der mir alles Heil gebracht und mich ewig selig macht." (EG 574)